Kennst du dieses Gefühl, wenn der Tag schon startet und du innerlich rennst, noch bevor du das Haus verlässt?
Du denkst an das, was du noch erledigen musst, was du vergessen könntest, was morgen ansteht. Dein Körper ist da, aber dein Kopf ist überall.
Ich kenne das gut. Ich habe Bücher gelesen, Podcasts gehört, Kurse besucht. Und doch: Nach kurzer Zeit war alles Wissen wie weggeflogen. Ich funktionierte weiter und war in meinem Gedankenkarussell gefangen. Nur: Ich spürte mich kaum. Da war keine Verbindung zu mir selbst.
Achtsamkeit ist in solchen Momenten kein Zaubertrick, sondern eine Rückerinnerung. An das Jetzt. An dich. An den Moment, der gerade da ist und die bewusste Entscheidung, wie du diesen Moment verbringen möchtest.
Warum wir Achtsamkeit verlernen
Unsere Welt ist laut. Sie will, dass wir reagieren, vergleichen, verbessern. Sie lädt selten ein, einfach zu sein.
Reizüberflutung, ständige Erreichbarkeit und der Druck, produktiv zu sein, lassen uns die einfachste Fähigkeit verlernen: da zu sein, wo wir sind.
Wir sind mit unseren Gedanken in der Zukunft, wenn wir etwas planen. Oder in der Vergangenheit, wenn wir uns fragen, ob etwas richtig war.
Unser Nervensystem läuft dabei auf Dauerbetrieb. Es schützt uns und überfordert uns zugleich.
Oft verlieren wir uns in Gedanken oder hängen an Kleinigkeiten fest. Auch das ist eine Schutzstrategie unseres Nervensystems.
Manchmal, um einer unangenehmen Aufgabe auszuweichen. Und manchmal, um tieferliegende Gefühle nicht spüren zu müssen: Traurigkeit, Scham, Überforderung, vielleicht sogar ein alter Konflikt, der in uns etwas berührt.
Sich in Gedanken zu verlieren, kann also ein Versuch deines Systems sein, dich zu schützen. Nur trennt es dich dabei auch vom Moment, in dem du wirklich lebst.
Wenn wir Achtsamkeit üben, holen wir uns zurück in diesen Moment. Wir sagen unserem Körper: „Ich bin da.“
Und genau hier beginnt innere Klarheit.
Achtsamkeit und GFK – eine gemeinsame Sprache
In der Gewaltfreien Kommunikation beginnt alles mit einem einfachen, aber kraftvollen Schritt: Beobachten, ohne zu bewerten.
Genau das ist auch der Kern der Achtsamkeit.
Wenn du merkst, dass dein Herz rast oder dein Atem flach ist, kannst du sagen: „Ich nehme wahr, dass mein Körper angespannt ist.“
Dann folgt: „Ich fühle mich überfordert.“
Und schließlich: „Ich brauche Ruhe.“
So entsteht Raum. Du bist nicht mehr das, was geschieht, sondern die, die es bemerkt.
Achtsamkeit öffnet diesen Raum. GFK gibt ihm Richtung.
Beides zusammen bringt dich zurück in Verbindung – mit deinem Körper, deinen Gefühlen und deinen Bedürfnissen.
Kleine Übungen für große Wirkung
Mini-Übung 1: Körper Check-In
Eines der bekanntesten und für mich effektivsten Achtsamkeitsrituale ist der Körper Check-In.
Setz dich bequem hin. Atme tief ein und aus.
Spüre deine Füße am Boden. Nimm wahr, wo dein Körper Kontakt mit der Umgebung hat.
Wie fühlt sich der Kontakt an? Warm oder kalt, weich oder hart?
Geh mit deiner Aufmerksamkeit langsam durch dich hindurch, ohne etwas zu verändern.
Was fühlst du gerade?
Sag dir innerlich: „Ich darf einfach da sein.“
Diese Übung dauert nur zwei Minuten, aber sie kann dich aus dem Kopf direkt ins Jetzt bringen.

Mini-Übung 2: Die Schnecke
Wenn du dich gehetzt fühlst, bewege dich langsamer – so langsam, wie eine Schnecke es tun würde.
Steh auf und mach eine einfache Bewegung, zum Beispiel einen Schritt oder das Heben deiner Hand.
Tu es bewusst, in Zeitlupe.
Spüre, wie dein Körper reagiert, wenn du entschleunigst. Atme ruhig aus.
Erlaube dir, dich weicher zu bewegen, ohne Ziel, ohne Eile.
Je mehr Stress du spürst, desto langsamer darfst du werden.
Diese kleine Übung hilft dir, dein Nervensystem zu beruhigen und wieder im Hier und Jetzt anzukommen.
Warum Wissen allein nicht reicht
Wir verstehen so viel. Wir lesen, hören, lernen und trotzdem verändert sich oft wenig.
Weil der Kopf es verstanden hat, aber der Körper nicht folgen konnte.
Achtsamkeit ist keine Theorie, sondern eine Praxis.
Es geht ums Üben, immer wieder. Darum, mitten im Alltag kurz innezuhalten, statt auf den nächsten freien Moment zu warten.
Wenn du regelmäßig kleine Pausen einbaust, beginnt dein Nervensystem, sich zu regulieren. Dein Körper merkt sich, dass es in Ordnung ist, im Hier und Jetzt zu sein.
Du wirst ruhiger, klarer, handlungsfähiger.
Nicht, weil alles perfekt läuft, sondern weil du präsent bist.
Hier kommt mein Tipp:
Schreib dir kleine Erinnerungen auf Post-Its und kleb sie an Orte, die du im Alltag oft siehst – an den Badezimmerspiegel, an den Laptop oder den Kühlschrank.
Kurze Sätze wie „Atme“, „Spür kurz hin“ oder „Ich bin da“ helfen dir, bewusst zu bleiben.

Die Grenzen der Achtsamkeit
Achtsamkeit kann viel verändern. Aber sie ist kein Allheilmittel.
Sie ersetzt keine Therapie und keine tiefere Arbeit an Mustern.
Sie ist ein Boden, auf dem Wachstum entsteht.
Wenn du übst, wirst du sensibler für das, was wirklich in dir los ist.
Und manchmal bedeutet das, mit Schmerz, Traurigkeit oder Unruhe in Kontakt zu kommen.
Doch genau dort liegt die Kraft. Denn was du fühlst, kann sich verändern.
Und was du beobachtest, verliert seine Macht über dich.
Fazit
Du bist nicht deine Gedanken. Nicht deine ToDo-Liste. Nicht dein Funktionieren.
Du bist das Bewusstsein, das all das bemerkt.
Wenn du innehältst, atmest und spürst, kann Verbindung zu dir selbst entstehen.
Und aus dieser Verbindung wächst Klarheit, Selbstvertrauen und Ruhe.
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Q&A
Wann merke ich, dass Achtsamkeit wirkt?
Wenn du bemerkst, dass du innehältst, bevor du reagierst. Wenn du statt sofort zu funktionieren kurz atmest und spürst. Dann hat Achtsamkeit begonnen, in deinem Leben Wurzeln zu schlagen.
Was, wenn ich nur zwei Minuten am Tag habe?
Dann beginne mit diesen zwei Minuten. Regelmäßigkeit ist wichtiger als Dauer. Präsenz wächst aus kleinen Momenten, nicht aus großen Plänen.
Was, wenn beim Üben nur Gedanken kommen?
Dann beobachte sie. Lass sie ziehen. Das ist Achtsamkeit. Nicht das Schweigen des Geistes, sondern das stille Wahrnehmen seiner Bewegung.






